Starkregenereignis im OT Demling (Samstag, 20.07.2024)

In diesem Sommer 2024 hatten wir bis dato bereits mit insgesamt vier Starkregenereignissen zu kämpfen. Das Hochwasser an der Paar Anfang Juni, mit einem Spitzenabfluss, der etwa 25% über dem HQ100 (kommt statistisch gesehen alle 100 Jahre vor) lag, wird besonders den Helfern noch lange in Erinnerung bleiben.

Kurze Zeit später, am Samstag, 20.07.2024 kam es im Ortsteil Demling sowie im Umkreis bereits wieder zu einem kurzen, aber kräftigen Niederschlag, bei dem etwa 30 Liter/m² Regen innerhalb von 30-40 Minuten herabkamen. Zur Verdeutlichung: Pro 1.000 m² befestigter Fläche entspricht das einer Menge von 30 m³ Wasser. Der Tratgraben, der das Regenwasser aus den Kanälen über die alte Kläranlage in Richtung Dettelbach leitet, verwandelte sich von einem Rinnsal in einen Bach mit etwa 4-5 m Breite. Die 2020 erstellten Rückhaltebecken erfüllten ihren Zweck und sorgten in dem Moment für Entlastung im Dettelbach. Die Kanalsysteme, insbesondere der Regenwasserkanal im Ort, sind auf diese Regenmassen nicht ausgelegt. Das ist weder wirtschaftlich noch technisch sinnvoll möglich. In Wohngebieten werden Kanäle auf eine Regenmenge ausgelegt, die statistisch gesehen alle zwei Jahre eintritt. Rückhalteräume (z. B. Becken oder unterirdische Rigolen) werden immer auf größere Regenereignisse bemessen. Dort wird das Regenwasser zunächst zwischengepuffert, gedrosselt und an die Kanalisation oder die Vorflut (Bäche oder Flüsse) abgegeben. Ein unterirdischer Rigolenspeicher befindet sich in Demling beispielsweise im Baugebiet Hochrain II.

Ein weiteres Problem in Demling stellt aber auch der Schmutzwasserkanal dar. Das Schmutzwasser wird von einem Pumpwerk an der Hauptstraße über zwei redundant laufende Pumpen mit einer Leistung von 12 l/s zur Kläranlage Interpark gepumpt.

Am 20.07.2024 wurden von 17-22 Uhr etwa 43.000 Liter pro Stunde zur Kläranlage gefördert. Zum Vergleich, im Trockenwetter werden tagsüber etwa 10.000-15.000 Liter pro Stunde gepumpt. Größere Regenereignisse sowie an diesem Tag, führen daher regelmäßig zu einem Rückstau in das Kanalsystem, das für diese großen Mengen an Fremdwasser bzw. Regenwasser nicht dimensioniert ist. Vermutlich handelt es sich dabei um Felddrainagen und Regenwassereinleitungen, die historisch bedingt noch auf den Schmutzwasserkanal angeschlossen sind. In Großmehring wurde seit Ende der 90er Jahre in allen Ortsteilen das Trennsystem eingeführt, so auch in Demling. In einer Zeit, in der ökologische Gedanken und Umweltschutz immer mehr Bedeutung fanden, sah man in Großmehring damals die bis heute zweifelsfrei vorhandenen Vorteile dieses Entwässerungssystems. Die gesetzliche Grundlage dafür wurde in Deutschland schließlich 2010 mit der Änderung des WHG (Wasserhaushaltsgesetzes) geschaffen und gilt bis heute für alle Neuerschließungen. Demnach soll Regenwasser vom zu reinigenden Schmutzwasser getrennt und möglichst ortsnah versickert oder einem Fließgewässer zugeführt werden. In Demling wurde also damals ein neues Kanalsystem für das Schmutzwasser erstellt und jedes Grundstück erhielt einen Anschlussschacht, an den die vorhandenen Grundstücksleitungen angeschlossen wurden. Nicht jeder Grundstückseigentümer wird die Entwässerungssituation seines Grundstückes genau kennen, zumal sich Eigentumsverhältnisse von Zeit zu Zeit durch Besitzer- oder Generationswechsel ändern. Daher liegt die Vermutung nahe, dass auch aus den zum Teil weit verzweigten privaten Entwässerungsleitungen noch Regenwasseranschlüsse aus früheren Zeiten auf den Schmutzwasserkanal angeschlossen sind. Die Trennung von Regen- und Schmutzwasser auf dem eigenen Grundstück liegt laut Entwässerungssatzung in der Verantwortung der Grundstückseigentümer.

Seit einigen Jahren werden seitens der Gemeinde immer wieder Versuche unternommen, diese Fehlanschlüsse zu identifizieren und ggfs. mit den Eigentümern in Kontakt zu treten. Weitere Erkenntnisse erhofft sich die Gemeinde nun durch die Auswertung der durchgeführten TV-Befahrung.

Gleichzeitig wird versucht, durch Sofortmaßnahmen die Abwassermengen entsprechend zu steuern. Dazu wurden in 2023 die Pumpen in Demling gegen leistungsfähigere Pumpen getauscht, um mehr Abwasser zur Kläranlage fördern zu können. Entgegen mancher Gerüchte, findet zu keiner Zeit eine Drosselung der Pumpen durch die Kläranlage Interpark statt. Weiter ermöglicht eine moderne Steuerungstechnik mit Alarmeinrichtungen in allen Pumpwerken zu jeder Zeit eine Ferndiagnose und -steuerung über mobile Endgeräte. Am 20.07.2024 wurde beispielsweise nach Meldungen aus dem Pumpwerk Demling und Katharinenberg, umgehend die Schmutzwasserpumpe in Tholbath und Theißing abgestellt. Das Schmutzwasser wurde dort zunächst zurückgehalten, um das Kanalsystem Demling für den Starkregen zu entlasten.

Trotz dieser kleinen Maßnahmen muss das langfristige Ziel nicht nur für Demling, sondern für alle Ortsteile sein, das Fremd- bzw. Regenwasser im Schmutzwasserkanal zu reduzieren. Es liegt also letztlich auch in der Verantwortung jedes Grundstückseigentümers, die Einleitungen des eigenen Grundstücks in den öffentlichen Kanal zu prüfen und ggfs. Maßnahmen zu ergreifen. Neben ökologischen Gesichtspunkten hat das auch erheblichen Einfluss auf die Strom- und Unterhaltskosten der Pumpwerke, welche sich letztendlich auch in den Abwassergebühren widerspiegeln. Wir gehen davon aus, dass die gepumpten Abwassermengen in den Ortsteilen, um bis zu 30 % reduziert werden könnten.

Unabhängig davon hat Demling aufgrund der topographischen Lage immer wieder Probleme mit wild abfließendem Oberflächenwasser, welches sich an der Pettlinger Straße aufstaut. Auch südlich der Pettlinger Straße sammelt sich bei Regenereignissen das abfließende Hangwasser in einer natürlichen Geländemulde am Rand der Bebauung. Als Lösungsansatz gibt es dort seit vielen Jahren Überlegungen und Planungen für ein Rückhaltebecken am Ortsrand. Inzwischen gibt es zu diesem Thema auch einen Arbeitskreis im Rahmen der Dorfentwicklung. Bisher verzögerte sich die Umsetzung immer wieder aufgrund der technischen Möglichkeiten zur Ableitung aus dem geplanten Rückhaltebecken. Ebenso muss vorab ein „Integrales Konzept zum Sturzflut-Risikomanagement“ erstellt werden, um für die Umsetzung entsprechende Zuschüsse vom Freistaat Bayern zu erhalten.